Sonntag, 17. Juli 2011

Regenzeit!



Sein Rekord lag bei 6 Stunden Fahrzeit. Nein, nicht von Pune nach Delhi. Von der Firma nach Hause. Ganze 35 km.
Meinem Kollegen ist das im letzten Jahr in der Regenzeit passiert, als er abends zurück nach Pune fahren wollte.
6 Stunden deshalb, weil nach starkem Regenfall überall Überschwemmungen waren. Das Wasser ist nicht abgeflossen, weil es keine Kanalisation gibt.
Mir ist das Gott sei Dank noch nicht passiert. Aber mit einem kleinen persönlichen Rekord kann ich auch aufwarten. Von einem nahegelegen Supermarkt nach Hause (normalerweise 5 Autominuten) habe ich vorletzten Freitag 1 Std und 45 Minuten gebraucht. Alles war überflutet. Es blieb von der 6-spurigen Fahrbahn nur noch ein trockener befahrbarer Pfad. Da zwängten sich alle durch.
Regenzeit, was ist das?
Halbjährlich wechselnde Luftströmungen bringen von Juni bis September starke Monsunregen mit sich. Der Monsun ist eine großräumige Luftzirkulation im Gebiet der Tropen und Subtropen. Hervorgerufen wird dies alles durch die Wanderung des Zenits der Sonne zwischen den Wendekreisen (nicht von mir, sondern lt. WIKIPEDIA !!)
Das ganze Leben in Indien wird von diesem Monsun bestimmt.
Er ist ein Segen und ein Fluch zugleich.
Ein Segen, weil der Regen den Boden für die Landwirtschaft bewässert, der den ganzen Sommer über keinen Tropfen Wasser abbekommen hat. Jedem Samen wurde die Grundlage zum Aufgehen genommen.
In der Regenzeit sieht man es an allen Ecken und Enden sprießen. Unglaublich, wie schnell sich die braunen Ödlandschaften in ein Meer von Grün verwandeln. Wunderschön anzusehen.
Ich wurde sofort an den Film „Die Wüste lebt“ erinnert, als nach heftigen Regenfällen die Samen begannen, sich zum Himmel zu recken.
Ein einmaliges Naturschauspiel, das ich hier erleben darf!“
Ein Fluch deshalb, weil die trockene Erde die Regenmassen nicht mehr aufnehmen kann. Diese fließen ungezähmt an die tiefsten Punkte. Dort bilden sich große Seen.
Die Flüsse können zu reissenden Ungeheuern werden, die alles mitreissen, was ihnen im Wege steht. Die letzten Jahre gab es in Indien viele Tote und Obdachlose dadurch.
Zum Glück hat sich in diesem Jahr in Pune bisher alles in Grenzen gehalten. Das liegt vor allem daran, dass die bisherigen Regenfälle in der Region sich oft auf den ganzen Tag verteilen. Und das Wasser somit Zeit hat, zu versickern. Einen richtigen Platzregen habe ich hier erst einmal erlebt. Innerhalb von Minuten stand das Wasser knöcheltief auf den Straßen. Der Fluss Mula ist bisher noch nicht über die Ufer getreten.
Die Inder nehmen das alles sehr gelassen hin. Der Verkehr ist genau so heftig wie immer. Die Marktfrauen sitzen im strömenden Regen an den Straßen und verkaufen ihre Waren. Die Kinder in unserer Wohnanlage spielen Cricket, als ob es gar nicht regnen würde.
Regenschirme scheinen in Indien tabu zu sein! Man sieht sie fast nicht.
Man kleidet sich bei Regen hier in Plastiksäcke oder Plastiktüten für den Kopf. Oder man geht einfach ohne all das und wird halt dann nass. Als Schuhwerk werden zu dieser Jahreszeit Plastiksandalen bevorzugt, da kann das Wasser wieder gut abfließen.
Wenn die Regenzeit zu Ende ist, dauert es noch ca. 4 Wochen, in denen man sich an dem schönen Grün weiter erfreuen kann, dann ist es vorbei damit. Dann kommt die Hitze und die Trockenheit. Diese machen alles wieder kaputt, was während der Regenzeit so schön herangewachsen ist……Schade!
Aber das ist der Kreislauf der Natur!
Bis zum nächsten Mal
Heinz

Sonntag, 3. Juli 2011

Krank in Indien

Am Mittwoch um 3 Uhr nachmittags ging es nicht mehr.
Ich packte meine Tasche, rief meinen Fahrer und fuhr von der Firma Richtung Wohnung.
Mich hatte es ganz schön erwischt!
Alles begann in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.
Als ich um kurz vor 11 ins Bett ging, machte ich in meinem Schlafzimmer die beiden großen Flügeltüren ganz weit auf. Ich sollte doch während der Nacht gute frische Luft bekommen.
Bekommen habe ich stattdessen einen geschwollenen Hals, Fieber und Kopfdruck.
Tempel in Pune
So lag ich also ziemlich matschig im Auto Richtung Pune. Während der Fahrt wollte mein Fahrer seine medizinischen Kenntnisse unter Beweis stellen, indem er mir zu 2 Medikamenten riet, die „alle seine Verwandten und Bekannten seit vielen Jahren mit Erfolg einnehmen würden“.
OK, hat er dann auch gleich besorgt. Der Preis bewegte sich in Cent-Bereich. Zuhause angekommen, nahm ich gleich je eine Tablette und legte mich flach. Ich fühlte mich hundeelend!
Am nächsten Tag habe ich nur geschlafen.
Am übernächsten Tag, also am Freitag, sah ich noch keine Besserung. Sollte das Wundermittel meines Fahrers eine „Ente“ gewesen sein?
So, Schluss mit Experimenten, jetzt musste ein Fachmann her. Mein Kollege schickte mir einen Arzt aus Pune, der in Europäerkreisen einen sehr guten Ruf genießt.
Um 9 war er da.
Ein Inder der oberen Schicht, sympathisch und ruhig.
Nachdem er mir einige Fragen stellte, untersuchte er mich. Ergebnis: Erkältung.
Nun setzte er sich auf mein Bett, zückte seinen Kuli und schrieb und schrieb, bis die DINB5-Seite voll war.
Er hatte 4 Medikamente aufgeschrieben und zu jedem Medikament eine ausführliche Einnahmeverordung.
Das drückte er mir in die Hand.
Lesen konnte ich nichts.(Doktorschrift auf englisch!! ein Erlebnis)
Anlagenreiniger bei der Mittagspause in unserer Anlage
Nach einiger Erklärung habe ich es dann doch verstanden. Vorwiegend Produkte aus USA, für die meisten Inder viel zu teuer.
Er schloss sein Köfferchen und sagte „1500 Rupies“(22 €). 500 für den Hausbesuch und 1000 für die Behandlung. Is ok!
Nachdem das erledigt war, warf er einen kurzen Blick auf die „Wunderpillen“ meines Fahrers. „Sofort wegwerfen!“, sagte er und ging.
Was habe ich draus gelernt?
„Ein guter Fahrer muss noch lange kein guter Medizinmann sein!“ ;-)
Zu erwähnen ist noch, dass ich für die Medikamente 543 Rupies (8€) bezahlt habe, und dass ich morgen, Montag wieder zur Arbeit gehe.
Bis zum nächsten Mal
Heinz